Auf den
ersten Blick erscheint Art Van Damme wie unzählige andere erfolgreiche
Westküstenbürger zu sein. Er ist verheiratet, hat drei Kinder
und sechs Enkel und eilt auf den Golfplatz sobald er die Gelegenheit
dazu hat. Doch was seine Karriere ungewöhnlich macht ist, daß
er seinen Lebensunterhalt mit dem Spiel des Akkordeons verdient.
Warte
einen Augenblick, sagen Sie. Seit das Akkordeon vor etwa 150
Jahren erfunden wurde, haben Tausende von Musikern durch professionelles
Spielen Brot auf den Tisch gebracht. Was ist so besonders an
Van Damme?
Es ist
ganz einfach. Van Damme gehört zur Elite von nur ungefähr einem
halben Dutzend Virtuosen, denen es gelang die richtige Mischung
zwischen technischer und kreativer Fähigkeit zu finden, die
gebraucht wird, um auf internationaler Ebene erfolgreich zu
sein. Das ist es, was Art Van Damme in eine eigene Liga hebt.
Statt
nur in lokalen Klubs zu spielen und die übliche Arbeit die gerade
zu haben ist zu machen, jettet Van Damme routinemäßig für Konzerttourneen
nach Übersee und zieht Tausende von Fans an. Diejenigen, die
nicht das Glück haben, einen Sitzplatz in einem seiner ausverkauften
Konzerte zu ergattern, können ihn auf europäischem Fernsehen
und Radio hören
„Ein
Großteil meiner Arbeit besteht darin, Konzerte und clinics zu
veranstalten," sagte Van Damme erst kürzlich als er nach seinen
Konzerte gefragt wurde. „Ich habe mehr Freude daran als an Klubarbeit,
da das Publikum aufmerksamer ist und intensiver zuhört."
Van Damme
zieht es vor, vor den Massen zu sein, besonders vor großen,
als seine Zeit in kleinen Klubs oder vor der Kamera und Mikrophonen
zu vertreiben. Er ist davon überzeugt, daß alles auf Kreativität
hinausläuft.
„Zeit
ist für Aufnahmen, die im Radio gespielt werden, ein sehr wichtiger
Faktor. Die Aufnahmen sollen sich in Kategorien von zwei oder
drei Minuten befinden," erklärte Van Damme. „Wenn ich dagegen
ein Konzert gebe, habe ich, wie man sagt, die Möglichkeit auszudehnen.
Ich bekomme die Chance, recht ausführlich und ungekürzt zu spielen."
Wenn man
die Liste der Länder sieht, die Van Damme mit seinem Akkordion
besucht hat, könnte man denken, daß er irgendein Karriere Diplomat
ist, der seine Runden dreht. Er war auf Tourneen in Deutschland,
Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen, Kanada, England, Neu
Seeland, Australien, Frankreich, Belgien und in der Schweiz,
zusätzlich zu seiner beträchtlichen Arbeit in den Vereinigten
Staaten.
Auf die
Frage nach seinen Auftritten in 1982, antwortete Van Damme,
„Ich habe am Grand Prix in Frankreich teilgenommen, einem Konzertseminar
und einer Radioshow in Genf, zwei Konzerte in Colorado gegeben
und eine einmonatige Tour durch Schweden. Darin inbegriffen
waren Konzerte, Fernsehen und ein anderes Album, genannt „And
Live at Tivoli with Quintet". Übrigens, das war meine zwanzigste
Tour und Reise nach Europa!"
Gar nicht
so schlecht für Jemanden, der neun Jahre alt war als er ein
Akkordeon zum ersten Mal hörte, auf der Victrola seiner Eltern.
Er wünschte sich und erhielt Unterrichtsstunden auf einem Instrument,
das bei weitem nicht so protzig aussah wie die Instrumente,
auf denen seine Idole Ray Brown, Buddy Rich und Benny Goodman
spielten.
In einem
Alter in dem die meisten Jungs nichts anderes als Baseball spielen
möchten, wollte Van Damme nichts lieber als auf dem Akkordeon
spielen, bis zu vier oder fünf Stunden pro Tag. Er bekam seinen
ersten bezahlten Job, ein Engagement ohne großen Prestigewert,
an dem Theater seiner Heimatstadt (aber auch nichts worüber
er sich schämen mußte) als er ein zehn Jahre, erfahrener alter
Profi war!
„Als
ich zur High school ging organisierte ich ein Trio mit Akkordeon,
Gitarre und Baß, und arbeitete mit dieser Gruppe für ein paar
Jahre in Nachtlokalen und holte dann einen vierten Mann hinzu,„
sagte Van Damme. „Wir haben mit zwei Akkordeons Vieles zustande
gebracht, aber mir gefiel der Klang von Akkordeon, Vibraphon,
Baß und Gitarre besser, und so hörte ich damit auf, zwei Akkordeons
zu benutzen und habe nach kurzer Zeit Schlagzeug hinzugefügt.
Ich hatte das Gefühl, daß dies der richtige Klang war."
Seine
Gruppe hatten schon für mehrere Jahre den Mittwesten abgedeckt,
als sie ein Engagement beim Sherman Hotel in Chicago bekamen,
woraus ein sechsmonatiger Job wurde. NBC muß sich eines Treffers
sicher gewesen sein als sie es hörten, denn das Quartett bekam
einen Vertrag fürs Radio und Fernsehen, der der Anfang einer
langen Beziehung sein sollte.
„Neben
unseren eigenen Shows, arbeiteten wir mit vielen sehr bekannten
Entertainers dieser Zeit in Programmen mit wie die Dave Garroway
Show, Ransom Sherman Show, Bob und Day Show, um nur Einige zu
nennen," sagte Van Damme.
„Und
neben Solo Nummern, haben wir auch viel für erstklassige Sänger
und Musiker wie Ella Fitzgerald, Peggy Lee, Dizzy Gillespie
und Buddy DeFranco Background gespielt."
Es war
auch in dieser Zeit, als Van Damme einen Schallplattenvertrag
mit Capitol Records hatte und „Cocktail Capers" und „More Cocktail
Capers" herausbrachte. Columbia nahm Van Damme von 1952 bis
1965 unter Vertrag und veröffentlichte in diesem Zeitraum nicht
weniger als ein Dutzend Albums, unter anderem auch „The Van
Damme Sound", „Martini Time" und „The Art of Van Damme".
„Ich
verließ NBC in Chicago im Jahre 1960 nachdem ich 15 Jahre für
sie gearbeitet hatte," sagte Van Damme. „Live Fernsehen und
Radio waren auf dem absteigenden Ast oder Trend einem Trend
nach unten. Zugegebener Maßen, Ich habe seitdem Fernseh- und
Radioshows gegeben, aber nur auf der Basis von Gastauftrittes
eines Künstlers."
Van Damme
eröffnete ein Musikstudio und -laden im Außenbezirk von Chicago,
nachdem er NBC verließ und trat mit seinem Quintett in der Today
Show, Tonight Show, Mike Douglas Show und Lawrence Welk Show
als Gast auf. Zu diesem Zeitpunkt wurde Van Damme klar, daß
er nicht länger die Kopfschmerzen des Leiters einer Band haben
wollte.
„Ich
persönlich kann auf die Verantwortung verzichten, eine feste
Gruppe zu haben. Die urprüngliche Besatzung von dem Quintett
ist immer noch in Chicago, und ich arbeite gelegentlich mit
ihnen wenn ich in der Gegend bin," sagte Van Damme. „Aber im
Augenblick leite ich kein festes Quintett. Meine Arbeit nimmt
mich ganz in Anspruch, und ich arbeite mit lokalen Leuten zusammen,
die ich kenne."
1965 unterzeichnete
Van Damme einen Vertrag mit MPS Records von Deutschland und
hat in dieser Zeit 16 Albums aufgenommen. In zehn aufeinanderfolgenden
Jahren wurde er in der jährlichen Downbeat Wahl zum Top Jazzakkordeonisten
gekürt, und das auch für vier aufeinanderfolgende Jahre in der
jährlichen Contemporary Keyboard Wahl. Seitdem belaufen sich
seine Radio- und Fernsehauftritte, Seminare, Tourneen und clinics
in den Vereinigten Staaten und in Europa schon auf die Hunderte.
Dieser
reichhaltige Erfahrungsschatz bedeutet, daß Van Damme heutzutage
zu den Top Jazzakkordeonisten zählt. Einige seiner Gedanken
auf diesem Gebiet bieten viel Stoff zum Nachdenken. Zum Beispiel
ist er der Meinung, daß das Akkordeon nicht das ideale Jazzinstrument
ist.
„Die
Tatsache, daß wir zwei separate Tastaturen haben, die als solche
von einer Kraft kontrolliert werden, ist ein Problem. Ich beziehe
mich damit auf den Blasebalg, der die Quelle für beide Seiten
ist und der in der selben Art wie bei einem Trompetenspieler
oder Saxophonist als Atmungsmittel verwendet werden sollte,"
erklärte Van Damme. „Ein Pianist hat die Freiheit die Hand zu
benutzen die er gerade möchte, aber nicht der Akkordeonist.
Das berührt natürlich nur die Oberfläche, aber ich habe das
Gefühl, daß es ein grundlegendes Problem für das Jazzspiel darstellt."
Van Damme
ist ebenso offen wenn es darum geht, sein Gebiet zu beurteilen.
Er hat keine Angst, Namen zu nennen. „(Leon) Sash, Mat Mathews,
Pete Jolly, (Ernie) Felice, (Tommy) Gumina sind alle gute Freunde
von mir, und ich freue mich zu sagen zu können, daß jeder in
seinem eigenen Stil großartig ist. Sie alle haben, etwas mit
ihren Instrumenten mitzuteilen und helfen dabei, das Akkordeon
von dem Polka Klang zu befreien," sagte Van Damme. „Es ist nur
Schade, daß es nicht besonders viele wirklich gute Jazzakkordeonisten
gibt, aber ich habe das Gefühl, daß wir Fortschritte machen."
Es sieht
so aus, als ob Van Damme in der Zukunft so beschäftigt sein
wird wie eh und je. Er schloß erst kürzlich ein Pilot für eine
einstündige live Radioshow mit Quintett und Roberta Sherwood
als Sängerin ab, von dem er erwartet, daß es sich etablieren
wird. Pläne verlangen einen Gastsänger jede Woche.
„Nach
38 Jahren kehre ich zum Radio zurück, was zeigt, daß alles mögliche
passieren kann wenn man lange genug lebt," sagte Van Damme.
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